Die Zinke

22.2. - 22.3.2014

Galerie "zinke" - 1959 - 1962.
„Auf menschliche Art modern“ (R.W. Schnell)

1959 gründeten die Dichter und Maler Günter Bruno Fuchs und Robert Wolfgang Schnell und der Bildhauer Günter Anlauf in einem Kreuzberg Hinterhof in der Oranienstr. 27 die Galerie "zinke". Dazu stieß bald der Berliner Maler Sigurd Kuschnerus.

In der Ausstellung zu sehen sind Graphiken, Gemälde, Plastiken, Gedichte u.a. Werke, Fotografien und Artifakte ausschweifender Feste und Fantasie der "zinke"-Macher Fuchs, Anlauf, Schnell und Kuschnerus, Bilder der 1961 in der "zinke" von Günter Grass gezeigten "Nonnen"-Ausstellung sowie dokumentarisches Material zum zeithistorischen, kulturpolitischen und lokalen Kontext des Wirkens der "zinke"-Künstler.

Gezeigt werden so auch Motive Friedrich Schröder-Sonnensterns, die konservative Mitglieder des Kreuzberger Bezirksamt unter Willy Kressmann damals aus der Weihnachtsausstellung 1960 im Rathaus als jugendgefährdend zensierten, worauf die „zinke“-Künstler und befreundete Maler wie
<a "href="//browse.gallery/kuenstler/kurt-muehlenhaupt">Kurt Mühlenhaupt ihre Bilder zurückzogen und die Ausstellung platzen ließen.

Die „zinke“ mit ihrem „Apfelsinenkisten-Mobiliar“, Kohleofen und Hinterhaus-Charme war bereits kurz nach ihrer Eröffnung Kult. Bei Ausstellungseröffnungen und Lesungen wurde kräftig getrunken, lauthals gelesen, gelacht, gesungen und diskutiert. Die beiden kleineren Räume konnten dem Ansturm der Besuchermassen kaum standhalten. Die meisten kamen aus Wilmersdorf, Charlottenburg und Zehlendorf, aber auch Ostberliner Stadtteilen.

„Aktionen wie »der längste Strich der Welt«, verewigt auf 200 Klopapierrollen, ließen erstmals den Begriff einer Kreuzberger Subkultur erahnen, und schon bald sprach man von der Kreuzberger Bohème." Werner von Westhafen, Kreuzberger Chronik Juni 2011

Trotz großer Popularität blieben die „zinke“-Macher Outsider im Berliner Kunstbetrieb. Mit ihrer Galerie-Arbeit setzten sie sich zwischen alle Stühle der Mächte ihrer Zeit. Dem kruden Diktum des sozialistischen Realismus ebenso Verachtung schenkend wie den "Nivellierungstendenzen des internationalen Einheitsindividualismus„ (Eberhard Roters), wollten sie eine Art Kunst zeigen, "deren Erlebnis ins Phantastische, Realistische, Ironische, Traumhafte, in eine Welt gelebten Friedens führte, fern von äußerlicher Polemik". (Robert Wolfgang Schnell). In Hochzeiten des Kalten Krieges wurden sie dafür wie auch für ihre frech sinnliche Verbindung von Kultur und Alltagsleben von Vielen des kulturellen Establishment als „Böse Buben, unakademische Marodeure, Störenfriede“ (R.W. Schnell) wahrgenommen, diskreditiert oder ignoriert.

Eröffnungsprogramm am 22.2.2014, 15 Uhr
Begrüßung: Duscha Rosen, Browse Gallery
Grußwort: Cansel Kiziltepe, MdB
Würdigung: Hartmut Topf, Autor

Download: Pressemitteilung zinke

Download: Hintergrundinfo zur Galerie zinke in Zeiten des Kalten Krieges

Ausstellungsort: Browse Gallery
Empore Marheineke Markthalle, Marheinekeplatz 15, 10961 Berlin

Unser Dank gilt unseren Kooperationspartner/innen: Hannelore Mühlenhaupt und das Mühlenhauptmuseum Bergsdorf, Marheineke Markthalle, Friedrichshain-Kreuzberg Museum
Medienpartner: Berliner Fenster

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