Wer ist mit 15 kein Teeanger, hängt keine Busen raus und leidet an schwerstem Anachronismus? Richtig, die taz hats auf den Punkt gebracht, die Kreuzberger Chronik, die der Journalist und Chronik Herausgeber Hans Korfmann vor 15 Jahren konzipierte - ein Blatt als Bleiwüste, das nicht durchblättert, sondern gelesen sein will.
Und sie wird gelesen, immer noch, nach 150 Ausgaben, erwartungsfroh, alle Monate wieder.
Warum wohl?
Das entdecken die Besucher/innen am Besten selbst in der Ausstellung, die ab 3. August auf der Browse Gallery Titelbilder und Titelgeschichten, Karikaturen, Kommentare und historische Beiträge zum Stadtviertel präsentiert, die in den vergangenen Jahren in der Chronik erschienen.
Aus Sicht des Veranstalters, der das Wort "Community" im Namen führt, sei aber soviel gesagt.
In der Chronik erfahren nicht nur Besucher oder Neu-Kreuzbergerinnnen sondern auch wir "Eingeborenen" stets etwas Neues zur Kreuzberger Geschichte, was wir gar nicht wussten, niemals selbst ausgraben würden und doch mit Anteilnahme, Belustigung, manchmal gar ein wenig Stolz oder Verwunderung mehr als zur Kenntnis nehmen, aufgehängt an Details eines Straßennamen, eines Gebäudes oder einer Person.
Das Beste an der Chronik sind die Portraits von Menschen, die hier leben, ihre Lebensgeschichten, verwoben mit Zeitgeschichte und der Geschichte dieses Ortes. In feinen Details erfahren wir so, was wir erfahren würden, wenn wir mehr als 40 Zeichen Interesse und Zeit für einander übrig hätten, mehr miteinander als nebeneinander lebten - Community halt. Unrealistisch, anachronistisch. Oder aber gerade die Zukunft?
Dem Hans und der Chronik ist zum Geburtstag jedenfalls zu gratulieren und zu danken, Liebreiz und Lebendigkeit des Ortes scheinen auf zwischen den Seiten der Chronik und im Moment machen sie auch ein wenig unsere Hausaufgaben, es soll niemand sagen können, sie habe es nicht gewusst - steht (fast) alles in der Chronik.
Eröffnung: Samstag, den 3. August um 15 Uhr
Ansprache: Kajo Frings, Autor und Kabarettist bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, dem Lampenputzer und Lüsterklemme.
Musik: drei Titelhelden der Chronik, die noch nie zusammen auftraten: Hans Hartmann (Chapmanstick), Süleyman Celik, (Percussion), Rashidii Grafitti (Piano).
Wir danken unseren Partner/innen Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg, Tourismusförderung im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Berliner Großmarkt GmbH