WALL on WALL ist eine Ausstellung des Fotografen Kai Wiedenhöfer mit großflächigen Panorama-Fotografien von Mauern, die in 10 Ländern der Welt Menschen von einander trennen.Präsentiert wird die Open-Air-Ausstellung aktuell auf einer “Peace Line” in Belfast in Kooperation mit Greater Shankill Partnership, unterstützt von BROWSE GALLERY Berlin, Roger Waters, Steidl u.a.
Ort: Peace Line, Cupar Way, Belfast BT 13 2 RX
Zeiten: 27.9.2019 – 15.11.2019
Eöffnung: 27.9.2019, 16:00 Uhr mit Kai Wiedenhöfer und Dr. Jackie Redpath (Greater Shankill Partnership)
50 Jahre Peace Lines in Belfast – 30 Jahre Fall der Berliner Mauer
Es gibt sie immer noch, die “Peace Lines” (Friedensmauern) in Belfast, Nordirland – als Demarkationslinie zwischen protestantischen und katholischen Wohngebieten. Vor 50 Jahren, 1969, wurde die Separationsmauer im Kontext des explodierenden Nordirland-Konflikts errichtet, um die verfeindeten Parteien auseinanderzuhalten.
Dieser Jahrestag ist Anlass, das Ausstellungsprojekt WALL on WALL in Belfast zu zeigen.
Ab September werden auf einer Strecke von 360 Metern der Peace Line 37 riesige Panorama-Fotografien (9 x 3 Meter) von Mauern, die überall auf der Welt Menschen von einander trennen, des Dokumentarfotografen Kai Wiedenhöfer zu sehen sein. Die Belfaster Ausstellung entspricht damit in Größe und Umfang der ersten WALL on WALL Ausstellung auf der Berliner Mauer im Jahr 2013. Vom 10.7 bis 10.11.2013 sahen damals rund 300.000 Besucher*innen die aufsehenerregenden Bilder von Kai Wiedenhöfer in Berlin, damals ebenfalls unterstützt von der Browse Gallery. Das internationale Presse-Echo war überwältigend.
WALLonWALL: Besucher der Ausstellung vor den Bildern der Mauer in Bethlehem, der Grenzzaun in Melilla (Spanien), die Mauer in Baghdad (v.l.n.r.), Berlin 2013 © Kai Wiedenhoefer
Ort der aktuellen Ausstellung WALLonWALL ist Belfasts längste und höchste Peace Line in Cupar Way. Die Panoramen werden auf Plakatpapier gedruckt und mit Tapetenkleister auf die Mauer der Peace Line geklebt: 35 Bilder von Grenzwällen und 2 Bilder des Berliner Mauerfalls. Dieser jährt sich im November 2019 zum 30. Mal.
Auch dieses Jubiläum bietet einen guten Anlass für die erneute Präsentation der Ausstellung WALL on WALL, um uns daran zu erinnern, dass Mauern überwindbar sind.
Das ist heute wichtiger denn je. Mauern haben im Zeitalter zahlreicher kriegerischer Konflikte und neuer globaler Flucht- und Migrationsbewegungen, Hochkonjunktur. Statt ursprünglich 8 umfasst das Ausstellungsprojekt jetzt Mauer-Fotografien von 10 Orten weltweit. Der Fotograf möchte seine Arbeit künftig in weiteren Ländern zeigen, in denen Separationsmauern stehen.
Die Ausstellung in Belfast ist eine wichtige Station.
Mauern im Kopf überwinden
Ziel der Belfaster WALL on WALL Ausstellung ist es, immer noch vorhandene Mauern in den Köpfen von Katholiken und Protestanten in Nordirland zu überbrücken und zu ihrer Verständigung beizutragen. Für die Realisierung des Projekts kooperiert Wiedenhöfer deshalb mit der Greater Shankill Partnership, einer gemeinnützigen lokalen NGO, die sich seit langem für den sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbau des Stadtteils Greater Shankill einsetzt. 35 Jahre lang war Shankill der Brennpunkt des Bürgerkrieges in Nordirland. Der Stadtbezirk litt jahrzehntelang unter Gewalt, wirtschaftlichem Niedergang sowie dem Auseinanderbrechen der sozialen Strukturen und ist bis heute von Peace Lines umgeben.
Außerdem will die Ausstellung den europäischen Nachbarn die ungelösten Probleme Nordirlands in Erinnerung rufen, die sich aktuell wieder zuspitzen. Sie bezieht Stellung gegen den Brexit, der ein Referendum über die Vereinigung Irlands nach sich ziehen und die Situation in Nordirland erheblich verschärfen wird. “Der Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren dient als Beispiel für die friedliche Lösung von Konflikten. Die Erinnerung daran gibt Hoffnung und ist Ansporn für friedliche Problemlösungen.” (Kai Wiedenhöfer)
WALL on WALL: Mauern und Grenzen weltweit
Als 1989 die Berliner Mauer fiel, hatten viele, wie auch der Fotograf Kai Wiedenhöfer die Hoffnung, dass ab jetzt auch Grenzwälle an andern Orten der Welt eingerissen, alte Konflikte beigelegt würden. Ein einhalb Jahrzehnte später stellte er fest, dass diese Hoffnung sich nicht erfüllt hatte. Es waren sogar noch weitere befestigte Grenzen dazugekommen. Dabei ist ganz offensichtlich, dass Mauern und Zäune keine Lösung für politische, religiöse oder wirtschaftliche Konflikte sind. Im Gegenteil, sie zementieren diese und verewigen Bilder der Trennung in unseren Köpfen, wo das Zusammenkommen, gemeinsam nach Lösungen suchen in der komplex-verwobenen globalen Welt von heute mehr denn je notwendig ist für unser aller Zukunft.
Diese Einsicht motivierte Kai zu seinem Projekt WALL on WALL. Zwischen 2006 und 2012 machte er Foto-Aufnahmen von Mauern und Grenzbefestigungen an acht verschiedenen Orten der Welt.
Belfast | Peace Lines (15 km)
Bagdad (700 km) Iraq © Kai Wiedenhoefer
Süd-Korea | Nord-Korea (248 km) © Kai Wiedenhoefer
Zypern | Greenline (180 km) © Kai Wiedenhoefer
Ceuta und Melilla, Spanien | Marokko (813 km) © Kai Wiedenhoefer
Israel | besetzte palästinensische Gebiete (703 km) © Kai Wiedenhoefer
Eiserner Vorhang | ehemalige deutsch-deutsche Grenze (1378 km) © Kai Wiedenhoefer
2013 zeigte Kai Wiedenhöfer erstmals die Ergebnisse seine fotografischen Recherche und Dokumentation WALL on WALL: 36 Panorama-Fotografien, je 9 x 3 Meter , auf der Rückseite der Berliner Eastside Gallery über 364 Meter der Berliner Mauer. Die Ausstellung i.R. des Berlin-Fotofestival 2013 präsentiert, organisiert von der Browse Gallery, wurde damals auch mit Fördermitteln des EU-Kultur-Programms in unserem transnationalen Projekt OPEN THE SHUTTERS zur Rolle der Konfliktfotografie finanziert.
Fünf Jahre später wachsen in und um Europa selbst neue Mauern und Grenzbefestigungen, um Flucht- und Migrationsbewegungen abzuwehren und auch Trump setzt mit aller Macht seine Mauerpläne an der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze durch. Die Ausstellung WALL on WALL zeigt nun in Belfast nicht mehr 8 sondern 10 Mauerstandorte weltweit. Hinzugekommen sind: Griechisch-mazedonische Grenze (120km), England | Frankreich, Calais (8km).
Griechisch-mazedonische Grenze (120km) © Kai Wiedenhoefer
England | Frankreich, Calais (8km) © Kai Wiedenhoefer
Überall auf der Welt sind Nationalismus und militante Besitzstandswahrung inkl. Mauerbau auf dem Vormarsch, statt den global verursachten Krisen und Konflikte durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit und globale Kooperation entgegenzuwirken. Probleme, die uns alle angehen, auch wenn gerade in Europa viele sich davon unbehelligt wähnen. Deshalb unterstützt die BROWSE GALLERY Berlin gern die Realisierung der Ausstellungspräsentation in Belfast. Die Bildpanoramen von Kai Wiedenhöfer geben der Botschaft “Mauern sind keine Lösung, Lösungssuche beginnt, wenn Mauern fallen”, eine starke visuelle Kraft.
Das Begleitbuch „CONFRONTIER“ zur Ausstellung erschien 2013 im Steidl Verlag. 184 Seiten mit 8 Ausklappern, 23 x 33 cm, 128 Fotografien.
Ebenfalls erhältlich: Borderlands, ein 43 min. Dokumentarfilm von Fred Kowasch, gesendet vom ZDF.
Mehr auf der Website WALL on WALL.