Für die kommende Browse Gallery Ausstellung Aldona Gustas Kreuz-berg 100-10 (18.4.-28.4.2022) anlässlich des 90. Geburtstags von Aldona Gustas (geb. 2. März 1932) spendet die Künstlerin den Erlös aller im Rahmen der Ausstellung verkauften Bilder für die Unterstützung von Menschen, die aktuell vor Putins Angriffskrieg auf die Ukraine fliehen. Mit den Menschen aus der Ukraine teilt Aldona Gustas den erfahrenen Horror von Krieg, Terror, Besatzung und Flucht – während der Zeit des 2. Weltkrieges.
In den Zeichnungen, die in der Ausstellung zu sehen sind, Frauenfiguren aus der Serie „Mundfrauen“ bearbeitet Aldona Gustas Themen, die zentral sind wir für lyrisches und bildnerisches Werk: Weibliche Identität, Erotik und Freiheit. Die meisten der ausgestellten Zeichnungen entstanden in den 90er Jahren. Impuls für die Serie waren Aldona Gustas kritische Beobachtungen von klischeehaften Frauendarstellungen in den Werken weiblicher Kolleginnen. Den aus ihrer Sicht „dressierten“ Darstellungen von Mündern und Haaren wollte sie künstlerisch etwas entgegensetzen. So sind die „Mundfrauen“ Münder und Haare stets in Bewegung, sollen sprechen, befreit von den Fesseln vorherrschender Schönheitsideale.
Das Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit durchzieht Aldonas gesamtes Werk und Leben und sie teilte diesen Antrieb mit ihren Freunden der Gruppe Berliner Malerpoeten, die sie 1972 ins Leben rief. Prägend für diese Sehnsucht waren die Erfahrungen von Krieg, Terror, Vertreibung und Flucht, die Aldona Gustas als Kind erleben musste.
1932 in Litauen geboren, verbrachte sie ihre frühe Kindheit mit der Familie im ehemaligen “Memelland”. 1939 gerät die Familie zwischen die Fronten des Eroberungs- und Vernichtungskrieg von Nazi-Deutschland und der stalinistische Eroberungs- und Besatzungspolitik der Sowjetunion. In Wilna (Vilnius) erlebt die 8-jährige Aldona 1940 die Besatzung der Stadt durch sowjetische Truppen. Im Frühjahr 1941 kommt die Familie im Zuge der NS-Umsiedlung von Litauendeutschen nach Rostock. Im gleichen Jahr wird ihr Onkel Johann von den Nazis verhaftet und im April 1942 im KZ Groß-Rosen ermordet. Als Jugendliche erfährt Aldona Bomben-Krieg und Zerstörung in Rostock. Zum Kriegsende und mit Einmarsch der sowjetischen Truppen in Rostock im Mai 1945 wird die Familie getrennt. Der Vater geriet vermutlich in russische Gefangenschaft und wurde einige Jahre im sowjetischen Gulag in Sibirien interniert. Aldona, ihre Mutter und der einjährige Bruder schlagen sich aus Angst vor den sowjetischen Besatzungstruppen nach Berlin durch.
1952 heiratet Aldona Gustas den Schriftsteller Georg Holmsten. Dieser gehörte zur Gruppe des militärischen Widerstands, die das Attentat auf Hitler plante und überlebte als einer der wenigen Akteure des 20. Juli 1944.
In der Nachkriegszeit prägte Aldona Gustas mit unzähligen literarischen Veröffentlichungen sowie als Gründerin und Kuratorin von zahlreichen Anthologien und Ausstellungen der Berliner Malerpoeten im In- und Ausland die West-Berliner Kulturszene. Sie engagierte sich im Künstlerinnenverband Gedok und erhielt mehrere Auszeichnungen, u.a. das Bundesverdienstkreuz.
Seit 2010 hat sie ihre grafischen Arbeiten zusammen mit der Browse Gallery mehrfach ausgestellt und Ausstellungen der Berliner Malerpoeten in und außerhalb Berlins co-kuratiert.
Aldona Gustas Mitgefühl und Solidarität gilt heute den Opfern des verbrecherischen Angriffskrieges, den die Putin-Regierung aktuell gegen die Ukraine führt. Erlöse aus Verkäufen von Bildern der Ausstellung Aldona Gustas Kreuz-berg 100-10 gehen deshalb zu 100% an die Menschenrechtsorganisation medico international, die mit Partner*innen-Organisationen der polnischen Grupa Granica vor Ort in der Ukraine und an der polnischen Grenze allen aus der Ukraine fliehenden Menschen vor Ort praktische Hilfe zukommen läßt.
Vernissage: 18.4.2022, 18:00 – 21:00 Uhr
Ort: Browse Gallery zu Gast bei GALERIE SALON HALIT-ART, Kreuzbergstr. 72, 10965 Berlin