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Zum Tod von Aldona Gustas – Schenk mir aus dem Jenseits einen Apfel

von redaktion / Samstag, 10 Dezember 2022 / Veröffentlicht in Aldona Gustas, Allgemein, West-Berlin
Farbfoto von Aldona Gustas, vor dem Ausstellungsbanner Berliner Malerpoeten. Pulsierendes Leben. Pulsierender Tod. Foto: John Colton

Am 8. Dezember 2022 ist die aus Litauen stammende Berliner Dichterin und Grafikern Aldona Gustas in Kreuzberg gestorben. Sie wird uns sehr fehlen.
Hell und kalt steht der Vollmond an diesem Donnerstag Abend um kurz nach Acht hoch oben am Berliner Himmel. Drinnen im warmen Zimmer gibt die erste und die letzte der Berliner Malerpoeten Aldona Gustas zurück, was ihr geliehen war, seit ihrem ersten Atemzug vor 90 Jahren. Das Atmen jetzt, der letzte mächtige Kraftakt einer Frau, deren Lebensenergie über Jahrzehnte grenzenlose Liebe und pausenloses künstlerisches Schaffen anfeuerte. In ruhiger Stimmung unter Freunden gelang das Loslassen.

„Nicht sein / zu Wasser / zu Lande“ lautet die letzte Strophe ihrer Totenklage – über 700 Gedicht-Strophen -, die sie ihrem geliebten Mann Georg Holmsten schrieb, in der letzten Phase seines elfjährigen Sterbens. Eine Lyrik-Sammlung, die sie 2012 in einem Buch unter dem Titel UNTOTER – Rede- und Suchgedichte mit seinen Illustrationen veröffentlichte. Jetzt, ein Jahrzehnt später, ist sie selbst aufgebrochen zum “Nicht sein”, das nicht Nichts sein und nicht das Ende ist, für Aldona Gustas. So sah sie es im Leben und in ihrer Poesie: “Punkte hasse ich sowieso wie die Pest, meine Gedichte haben keinen Punkt, weil es kein Ende gibt. Es gibt nach dem Tod kein Ende. Es gibt kein Ende.”

Dies und Vieles mehr sagt Aldona Gustas im O-Ton  TV-Interview mit dem Lokal-Fernsehen von Kaunas  anlässlich einer Ausstellung mit einer Reihe von Zeichnungen aus ihrer Mundfrauen-Serie im Land ihrer Kindheit, in Litauen. Das zu hören, sie mit mit Bestimmtheit sprechen zu sehen, lohnt sich sehr. Man erfährt und versteht unmittelbar, warum und wie sie in ihrer Art zu zeichnen und in ihrer Lyrik Spontanität, Einfachheit und Kürze sucht und umsetzt. Bei den Zeichnungen ihrer Mundfrauen ist der minimalistische Stil, die Reduktion des Gesichts auf den sprechenden, immer anders aussehenden roten Mundstrich auf jeden Fall auch Strategie. Sie zeichnet an gegen klischeehafte Darstellung von “weiblicher Schönheit”, die sie viel zu oft bei Künstlerkolleg*innen vorfand. Und in ihrer bilderreichen Lyrik, das zeigen schon die Titel ihrer Gedichtbände, geht es kurz und knapp um Verdichtung, „auf den Kern oder Traum des Gedankens zu kommen”. (Olav Münzberg)

Aldona Gustas Mundfrauen Zeichnung, mit schwarzer Ölkreide auf weißem Papier gezeichnete Linien, die eine Frauenfigur andeuten     Aldona Gustas Zeichnung aus der Serie Mundfrauen 1994

Aldona Gustas, Zeichnungen aus der Serie “Mundfrauen”

Einschnitte in ihrer Biografie hat Aldona Gustas in einem Gedicht spartanisch einmal so pointiert:

„ich war lange 1932 / ich war lange 1945 / ich war lange 1952 / ich war lange 1962 /ich war lange 1972 / in den Jahren dazwischen / lebte ich kurz“

1932 – Kindheit in Litauen – Seele und Natur

1932 wurde Aldona Gustase in Karceviškiai, einem Dorf im Kreis Silute, im Memelgebiet in Litauen geboren. Kindheitserinnerungen aus Litauen – schöne und traumatische -, prägen Aldonas ganzes Leben und ihr literarisches und künstlerisches Schaffen. Die Mutter, deutschstämmig, fühlte sich meist als Litauerin. Der Vater, Litauer, dachte eher preußisch, aber manchmal war es auch andersherum. Er war katholisch, sie protestantisch, alles ging zusammen, Identitäten waren etwas Fließendes. Spielen und Umherstreifen durch die litauischen Wiesen und Wälder ihrer frühen Kindheit, vorzugsweisen mit Jungs und mit ihrem Vater, nährten einen besonderen Bund mit der Natur. Zeit ihres Lebens sammelte Aldona Federn, Steine, Blumen, Blätter, liebte Bäume und sprach auch manchmal mit ihnen. Ihre Bilder zeugen von einer animistischen Sicht auf die Welt, das Urige, und von den für sie fließenden Grenzen zwischen Mensch und Kreatur. Irgendwo dazwischen, weder in der Luft noch an Land, immer im Werden zwischen Meer und Strand erheben sich Engelswesen. Immer begleiten sie Aldona bei ihrer Suche, nicht zu einem Klischee zu verkrusten. Alles ist Flux.

“als ich /mit Birken/und Bernsteintieren/befreundet war/mit Spatzen auf den Schultern/durch zugige Wälder lief/als ich/mit Birken/und Bernsteintieren/verwandt war/der Umwelt/als ein noch kleines Mädchen/erschien/begegnete ich in Silute/bereits täglich/etwas Ewigem” (In: Luftkäfige. Eine litauische Kindheit.  Berlin: Edition Mariannenpresse 1980)

1939 gerät Aldonas Familie zwischen die Fronten des Eroberungs- und Vernichtungskrieg von Nazi-Deutschland und der stalinistische Besatzungspolitik der Sowjetunion. Nach der Rückeroberung des Memellandes durch die Deutschen 1939, flieht die Familie nach Wilna (Vilnius). Hier erlebt die 8-jährige Aldona 1940 die Besatzung der Stadt durch sowjetische Truppen. Im Frühjahr 1941 kommt die Familie im Zuge der NS-Umsiedlung von Litauendeutschen nach Rostock. Im gleichen Jahr wird ihr geliebter Onkel Johann von den Nazis verhaftet und 1942 im KZ Groß-Rosen ermordet. Als Jugendliche erfährt Aldona Bomben-Krieg und Zerstörung in Rostock. Als sie die Toten auf den Straßen liegen sieht, möchte sie sich fast daneben legen. Schon als 12-Jährige hat sie genug vom Elend dieses Lebens. Zum Kriegsende und mit Einmarsch der sowjetischen Truppen in Rostock im Mai 1945 wird die Familie getrennt. Der Vater geriet vermutlich in russische Gefangenschaft und wurde einige Jahre im sowjetischen Gulag in Sibirien interniert. Aldona, ihre Mutter und der einjährige Bruder fliehen aus Angst vor den sowjetischen Besatzungstruppen zu Fuß und mit Pferdewagen aus Rostock.

Aldona Gustas, Foto: Dietmar Bührer

1945  – Krieg und Flucht – Traumata, die bleiben

1945 kommt Aldona Gustas als Kriegsflüchtling nach Berlin. In Berlin und immer nur hier wollte sie fortan leben, auch wenn sie ihre litauischen Wurzeln nie vergaß. Die Seele ist litauisch und der Verstand deutsch, sagte sie selbst. Bis sie neun Jahre alt war, sprach sie zuhause nur Litauisch. Mit der Umsiedlung nach Rostock war das gründlich vorbei. Die deutsche Sprache musste sie erst lernen. Geschrieben hat sie später nur in Deutsch.

“Aus litauischen Wäldern / kommend /ging Berlin/mir unter die Haut/als Stadt öffnete sie/mir die Häuserarme/und ich entschlüpfte/meiner Flüchtlingshaut” (Aldona Gustas. Berliner Tagebuch Gedichte)

Obwohl lange noch in Trümmern und im Kalten Krieg geteilt, ist die Nachkriegsinsel Berlin für Aldona Zuflucht, Heimat und grenzenlose Freiheit.
Dieses  Gefühl verbindet sie mit anderen Kreativen der Kriegsgeneration, die sie später unter dem Dach der Berliner Malerpoeten zusammenbringt.
Deren literarisch wie künstlerischen Ausdruck, die “Berliner Notationen”, bringt Karl Kraus 1974 so auf einen Nenner: „Das alles gibt es hier so und nicht anders: Menschen wie Bäume, Träume wie Keckheit, Übermut wie Feuchtigkeit, die vom Wetter und vom Alkohol stammt, Straßen, Straßenecken und die Wege aus Phantasie, die pralle Gegenständlichkeit, die Dingfestigkeit und schöne Dreistigkeit des Wirklichen und das Hanebüchene, das Verrückte und Aggressive, Umarmung und Widerstand, Radau und Trivialität oder Lebens-Empfindlichkeit.“

 

1952 – Georg Holmsten – Liebe für ein Leben und mehr

1952 lernt Aldona Gustas in Berlin den Journalisten und Schriftsteller Georg Holmsten kennen. Holmsten war am Attentat des militärischen Widerstands auf Hitler beteiligt. Am 20. Juli 1944 ist er im Bendlerblock, kann als einer der Wenigen durch Untertauchen der Hinrichtungswelle entrinnen. Die traumatischen Erfahrungen, die er dann als Sanitäter macht, kommen im Alter mit Macht und Angst zurück. Vorher hat er sie auch in Büchern verarbeitet.
Er, der Literat aus Estland, ermutigt Aldona zum Schreiben. Sie heiratet ihn noch 1952. Beide sind entschieden, keine Kinder zu bekommen, sondern ihr Leben ganz einander und dem Schreiben zu widmen. Berlin, Politik, Kunst und Literatur sind gemeinsame Interessen, die die beiden über Jahrzehnte bis zu seinem Tod am 21. Juli 2010 verbinden und natürlich ihre leidenschaftliche Liebe. Mit der hält Aldona Georg über seinen Tod hinaus die Treue. Das Schreiben wird ihr zur Zuflucht, als ihr Mann 1999 schwer erkrankt und sie über Jahre die einzige ist, der er sich mitteilt und aussetzt. Asyl im Gedicht (2001) und Untoter (2012) sprechen davon.

Aldona Gustas/ Browse Gallery / Zeichnung aus der Serie "Mundfrauen"

Aldona Gustas, Zeichnung aus der Serie Mundfrauen

1962  – Ausbruch ins Gedicht

1962 veröffentlichte Aldona Gustas ihren ersten Gedichtband Nachtstraßen in der Eremitenpresse ihres Mentors Victor Otto Stomps, mit Holzschnitten von Hans Sünderhauf.
Als Lyrikerin hat Aldona Gustas ihre Arbeiten in mehreren Dutzend Gedichtbänden in kleineren bibliophilen Verlagen, v.a. in der Eremiten-Presse von V.O. Stomps und in der Corvinus Presse von Hendrik Liersch, veröffentlicht. Ihre Werke wurden vertont und ins Litauische, Polnische, Spanische, Französische u.a. Sprachen übersetzt. Die deutsche Nationalbibliothek listet 25 eigene Publikationen und 21 Buchbeteiligungen – eine atemlose Schöpfungskraft trieb diese zierliche Frau an.

Weibliche Identität, Erotik und Sinnlichkeit sind wichtige Themen des lyrischen und bildnerischen Werkes von Aldona Gustas, das sie in zahlreichen Publikationen wie Symbiosefrauen (1993) Sphinxfrauen (1999) oder Würfelwörter (2013) auch miteinander verbindet. Mal verspielt und fantastisch, mal lakonisch punktierend, setzt sie Linien und Worte auf Papier. Paradoxe besiedeln viele ihrer Sprach-Bilder – androgyne Figuren, in der sich Körperrundungen in Fische oder Vögel transformieren. Entgrenzte weibliche Sexualität und subjektiver künstlerischer Ausdruck sind ihr Orte der Freiheit: Asyl im Geschlecht (1990). 

Schwarz-Weiß Foto von Aldona Gustas, stehend. Copyright Renate von Mangoldt, 1987

Aldona Gustas 1987,  Foto Copyright Renate von Mangoldt

Auch wenn sie sich nicht als Feministin bezeichnete und für sie selbst Mann und Frau eher fließende Kategorien waren, androgyne Züge in ihr selbst und in ihren Bildern zu sehen sind, engagierte sich Aldona für feministische Ziele: volle Gleichberechtigung der Geschlechter – in der Kunst und im Leben. Um Frauen in der Kunst und Literatur zu stärken, trat sie der Gedok (Verband der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen) bei und leitete 4 Jahre lang die Literaturabteilung. Für ihre erotischen Gedichte und die Herausgabe einer dtv-Anthologie erotischer Gedichte von Frauen wurde sie zuerst angegriffen. Auch die selbstbewusste Initiative zur Gründung der Berliner Malerpoeten als interdisziplinär arbeitende Künstlergruppe brachte ihr anfangs Ärger ein: „Aus litauischen Wäldern kommend und diese eigenwillige Gruppe bildend, war für manche Kollegen und andere Leute eine Zumutung.“ (Literaturport)

1972 – Berliner Malerpoeten – Symbiosen

1972 gründet Aldona Gustas mit den Freunden Günter Bruno Fuchs,  Robert Wolfgang Schnell, Günter Grass und anderen schreibenden Malern und zeichnenden Autoren die vierzehnköpfige Gruppe Berliner Malerpoeten (alle später wunderbar porträtiert von ihrem Freund, dem Fotografen Dietmar Bührer). Mit einigen von ihnen ist sie seit den frühen 60er Jahren befreundet, lässt sich auch von ihnen zum Zeichnen ermutigen. Horst Strempel und Matthias Koeppel unterrichten sie in Grafik und Malerei. Ab 1970 ist sie als Bildende Künstlerin tätig, fertigt zunächst Aquarelle und einige Ölbilder, später vorwiegend Zeichnungen, die sie in ihren zahlreichen Publikationen und selten in Ausstellungen veröffentlicht. Ihr Interesse, Literatur und Malerei zu verbinden, realisiert sie mit der Gründung der Berliner Malerpoeten.

Schwarz-Weiß-Foto von Nickie Galliner, v.l.n.re.: Karl Oppermann, Joachim Uhlmann, Joachim Zeidler, Aldona Gustas, Artur Märchen, Kurt Mühlenhaupt

Berliner Malerpoeten v.l.n.re.: Karl Oppermann, Joachim Uhlmann, Joachim Zeidler, Aldona Gustas, Artur Märchen, Kurt Mühlenhaupt, Foto: Nickie Galliner

Sie ist Kopf , Kuratorin und Managerin der Gruppe, die einzige Frau. Ihre Versuche, andere Künstlerinnen in die Gruppe zu bringen, scheitern am Widerstand der Männer: Sie sind ihnen “zu feministisch”, würden alles durcheinanderbringen. Nur an diesem Punkt kann sich die willenstarke Aldona Gustas nicht durchsetzen, beugt sich dem demokratischen Mehrheitsentscheid der Gruppe. In den meisten anderen Fragen folgen und vertrauen ihr die Kollegen. Es ist ihr Verdienst, dass diese Vereinigung höchst eigenwilliger Künstlerpersönlichkeiten trotz Distanzen und Konflikten immer wieder zusammenfindet. Sie schreibt Briefe, vermittelt, verknüpft und organisiert, unterstützt vom Goethe-Institut, Ausstellungen im Ausland: in Brüssel, Caracas, Medellin, Buenos Aires, Rom, Nancy, Straßburg, Bordeaux u.a.  Sie macht die Berliner Malerpoeten innerhalb und außerhalb Europas bekannt und gibt mehrere Anthologien für sie heraus. Dafür wird sie hochgeschätzt von ihren Freunden und Kollegen.

In Berlin stellten die Berliner Malerpoeten in den 70er Jahren bei der Freien Berliner Kunstausstellung aus und feierten 1982 und 1992 mit zwei Ausstellungen im Rathaus Tempelhof ihr 10- und ihr 20-jähriges Bestehen. Eine große Bühne bot die Stadt der Gruppe nie, notorisch desinteressiert an ihrem kulturellen Erbe, originärer Berliner Kunst und Kultur der Nachkriegszeit.

2014 – Aldona Gustas und Berliner Malerpoeten – Renaissance

Als John Colton und der Browse Gallery auf der Suche nach Spuren verschütteter Kreuzberger Kultur ab 2010 auch die Berliner Malerpoeten ins Blickfeld geraten, lässt sich Aldona Gustas nicht lange bitten, ihr Lebenswerk mit neuen Ausstellungen dem Vergessen zu entreissen. Sie kuratiert mit Unterstützung noch einmal eine Ausstellung für die Berliner  Malerpoeten. Pulsierendes Leben – Pulsierender Tod eröffnet 2014 unter großem öffentlichen Interesse und Medienaufmerksamkeit in den damaligen Räumen der Browse Gallery, auf der Empore der Marheineke Markthalle. Direkt im Anschluss folgt dort auch eine Solo-Ausstellung von Aldona Gustas mit zahlreichen unveröffentlichten Zeichnungen aus der Mundfrauen- Serie.

Ausstellungposter mit Holzschnitt im Hintergrund und Schrift zur Ankündigung der Ausstellung Berliner Malerpoeten, Browse Gallery 2014       Austellungsposter mit Mundfrauen-Zeichnung und Schrift, Aldona Gustas, Browse Gallery 2014

Mit diesen Ausstellungen erfahren das bildnerische Werk von Aldona Gustas und die Berliner Malerpoeten neue nationale und internationale Beachtung. Beide Ausstellungen wandern nach Wiesbaden und vor allem in Litauen blüht das Interesse an Aldona Gustas zeichnerischen Arbeiten auf. 2015 zeigt das M. K. Čiurlionis National Museum of Art in Kaunas Aldona Gustas – I am a Part of Nature, drawings. 2016 folgt mit Aldona Gustas, I am We eine Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen in der M. Žilinskas Art Gallery.  Im gleichen Jahr startet in einer Kooperation der Browse Gallery mit dem Goethe-Institut Litauen die zweijährige Wanderausstellung Aldona Gustas und die MUNDFRAUEN durch Museen und Büchereien in Litauen.  Stationen sind u.a. Kaunas, Silute, Klaipėda und Vilnius.

2017 – Oxymora – Zeit der Schwarzen Schneeflocken

Bevor sich Aldona Gustas zur Ruhe setzt, vollbringt sie 2017 noch eine Herkulesaufgabe. Sie bringt ihr letztes Buch Zeit zeitigt heraus und stellt es im Frühjahr auf der Leipziger Buchmesse vor. Hier zeigt sie auch eine kleine Ausstellung mit großformatigen, von ihr skizzierten Porträts der Berliner Malerpoeten. Die eigentliche große Ausstellung der Berliner Malerpoeten findet parallel in der Leipziger Baumwollspinnerei als Teil einer Doppelausstellung mit 8 zeitgenössischen Textildesignerinnen und Aldona Gustas als Bindeglied statt. Oxymora, kuratiert von John Colton (Browse Gallery) und Virginija Vitkienė (Direktorin des Festivals Kaunas European Capital of Culture 2022), war Bestandteil der Präsentation Litauens als Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2017.

  Schwarz-Weiß-Foto Aldona Gustas spricht mit einem Mann, der mit dem Rücken zur Kamera steht       

Aldona Gustas in der Leipziger Baumwoll Spinnerei Februar 2017, im Gespräch  und lesend aus ihrem Buch Zeit zeitigt, Fotos: John Colton

Gefördert wurde sie vom Goethe-Institut Vilnius und dem Litauischen Kulturinstitut. Beide laden Aldona Gustas und die Browse Gallery anlässlich der Eröffnung der litauischen Wanderausstellung in der Nationalbibliothek von Vilnius im April 2017 nach Litauen ein. Dort macht sich Aldona freudig auf die Suche nach Spuren ihrer Kindheit und nimmt bewusst Abschied, schon ahnend, dass ihr Erinnerungsvermögen schwächer wird.

2022 – Nicht sein

Zurück in Berlin, nimmt Aldona Gustas erschöpft einen Platz in einem Senior*innenheim in ihrem geliebten Kreuzberg ein.
Von dort aus plant die Browse Gallery mit ihr weitere Ausstellungen und Projekte. 2021 sind die Malerpoeten Teil der großen Ausstellung Die Erfindung Kreuzbergs im Kunstquartier Bethanien, kuratiert von Martin Düspohl und Ulrike Treziak. 2022 folgen anlässlich des 90. Geburtstags die Ausstellung Aldona Gustas Kreuz-berg 100-10 in der Galerie Salon Halit, die Jubiläumsausstellung 50 Jahre Berliner Malerpoeten bei NOSBÜSCH & STUCKE in der Fasanenstraße, kuratiert von Jochen Fey und eine weitere Jubiläumsausstellung für die Berliner Malerpoeten im bayrischen Museum im Steinbruch Solnhofen, dem Joachim Zeidler, Mitglied der Berliner Malerpoeten, seine lithographische Sammlung vermachte.
In den letzten Jahren hat Aldona auch die letzten Gefährten der Berliner Malerpoeten verloren, Günter Grass 2015, Christoph Meckel 2020 und zuletzt Hans Joachim Uhlmann 2021 und Karl Oppermann (2022).

Zuletzt blieb  von allen Erinnerungen an Aldonas geistigem Horizont nur noch ihr Erzengel Sabine, treu und liebevoll Vermittlung suchend zwischen den Splittern von innerer und äußerer Realität – bis zu ihrem Tod am 8. Dezember 2022.

Ausstellungposter: Oxymora in weißer Schrift mit rotem O auf schwarzem Hintergrund

Die Browse Gallery wird auch in Zukunft mit dafür sorgen, dass das kulturelle Erbe von Aldona Gustas und den Berliner Malerpoeten nicht vergessen wird.
Ausgezeichnet wurde Aldona Gustas für ihre kulturellen Beiträge bisher mit der Rahel Varnhagen von Ense-Medaille (1997), dem  Bundesverdienstkreuz (1999) und der Medaille des Verdienstordens der Republik Litauen (2006).
Da sich Aldona Gustas wie schon ihre Mutter und auch ihr Mann Georg eine Seebestattung in der Ostsee wünscht, wird es keinen Grabstein geben, der an diese wunderbare Künstlerin erinnert. Berlin könnte sie verdammt gut ehren und im Stadtbild sichtbar machen, mit einer Straßen- oder Platzbenennung auf ihren Namen.

Aus dem Jenseits schenkt sie uns lakonisch einen Apfel. Auf der Todesanzeige wird nach ihrem Wunsch folgendes zu lesen sein:

ich bin ein blauer Apfel
der zu keinem Baum gehört

ich sterbe aus
A.G.

Oxymora wusste Aldona bis zu diesem Punkt meisterlich in ihrer Lyrik einzusetzen.
Die und Vieles mehr fehlen uns jetzt. Das tut weh.

John Colton, Sabine Drwenzki, Duscha Rosen, Browse Gallery 10. Dezember 2022

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Mehr zu Aldona Gustas

Weitere Bildbeispiele, Ausstellungsdetails und anderes in  diversen Blogartikeln und Seiten zu Aldona Gustas und den Berliner Malerpoeten in dieser Website

Emphatisch treffend und wirklich schön zu lesen sind die Lyrik-Rezensionen und Interviews mit Aldona Gustas von Waltraud Schwab in der taz, z.B. 2007, 2012 und 2014

Einen umfassenden Hintergrund-Artikel zu ihrem Leben und künstlerischen Schaffen und besonders ihrer Verbindung zu Litauen, verfasste die Journalistin Vytenė Stašaitytė anlässlich des Besuchs von Aldona Gustas in Litauen im April 2017 für die Wirtschaftszeitung Verslo žinios.  In einer deutschen Übersetzung durch die Autorin erschien der Artikel auf der Website des Goethe-Instituts Litauen und in den Annaberger Annalen.

Im Kontext des Festivals Kaunas Kulturhauptstadt Europas 2022 entsteht aktuell ein Dokumentarfilm des Regionalmuseum Kaunas zu Aldona Gustas, der Ende Januar 2023 Premiere feiern wird.

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